Orient Express TV
Re: Orient Express TV
Ich habe heute die neue Verfilmung von „Murder on the Orient Express“ mit David Suchet sehen können und bin sehr begeistert. Natürlich werde ich mich erst nach mehrfachem Sehen in einer detaillierten Besprechung äußern, aber der erste Eindruck ist wirklich sehr positiv: Man merkt dem Film das Herzblut und die Begeisterung an, die die Verantwortlichen und natürlich allen voran Suchet als Poirot in diese Produktion gesteckt haben. Ein IMDB-User kommentiert ganz richtig: „David Suchet gives a towering and commanding performance as famed Belgium detective Hercule Poirot in this latest version of ‚Murder on the Orient Express’ based on the novel by Dame Agatha Christie. There is such fire and passion in Suchet’s eyes that I scarcely recognized his Poirot from the other times he has performed Poirot throughout his many years in this role. I literally could not take my eyes off of him.“
Schön ist, dass man eine völlig andere Herangehensweise spürt als bei dem Kinofilm aus dem Jahr 1974. Während sich dieser auf große Starnamen und den mit dem Zug verbundenen Glanz und Pomp konzentriert, entwickelt die zwangsläufig kleiner budgetierte Fernsehneuverfilmung ein tolles Gespür für den Gerechtigkeitsaspekt der Geschichte. Poirot wird einerseits als gänzlich von den Systemen des staatlichen Rechts überzeugt gezeigt, andererseits als tiefgläubiger Katholik. In beiderlei Hinsicht stellt ihn die Problematik der Auflösung und ihrer Handhabung (bleibt das Verbrechen juristisch ungesühnt?) vor massive Schwierigkeiten.
Indem man eine kurze Vorgeschichte einbaute, die sich größtenteils auf Erwähnungen im Buch zurückführen lässt, gibt man dieser Thematik noch mehr Nährboden und präsentiert eine düstere, aber sehr stimmige Variante des Klassikers. So lässt man gleichsam trotz Suchets superber Leistung der älteren, ganz anders gearteten Verfilmung mit Albert Finney eine Daseinsberechtigung.
Der Mordfall im Orientexpress wird stilecht und klassisch aufgerollt. Er bleibt sehr nahe am Buch, wenngleich man einige wenige Dinge der Einfachheit halber ausließ oder abänderte. So findet Poirots große Enttarnungsrede unter gänzlich anderen Bedingungen statt als in bisherigen Umsetzungen. Der Charakter des Mr. Hardman existiert in der Verfilmung nicht und auch das Ablenkungsmanöver mit dem roten Kimono findet keinen Platz.
Die Befragungen der internationalen Reisenden gestalten sich optisch und atmosphärisch zu kleinen Meisterstücken. Viele der neuen Darsteller hinterlassen gleich beim ersten Sehen einen äußerst markanten Eindruck. So hat man der Rolle der Mary Debenham ein sehr starkes Gewicht verliehen, was die Schauspielerin Jessica Chastain brillant und mit Respekt vor der Buchvorlage umsetzt. Äußerst gut gelungen sind auch die Besetzungen von Mr. Ratchett (Toby Jones hat ein großartiges Gesicht für das fiese Mordopfer!), Mr. Bouc (Serge Hazanavicius), Hector MacQueen (Brian J. Smith), Pierre Michel (Denis Menochet) und Prinzessin Dragomiroff (Eileen Atkins).
Mein einziges Problem mit der Neuverfilmung besteht in der Verkörperung der Mrs. Hubbard durch Barbara Hershey, die die neurotische amerikanische Plappertasche zu keinem Zeitpunkt so überzeugend spielt wie die großartige Lauren Bacall 1974 und dementsprechend die Entdeckung der Mordwaffe in ihrem Gepäck leider arg „versemmelt“.
Trotzdem bleibt ein Gefühl von Enge, von Kälte, von Ratlosigkeit und von der Schwierigkeit der Suche nach der wirklichen Gerechtigkeit. Diese Aspekte kommen dem Buch meinem Empfinden nach sogar noch näher als die Betonung von Chic und Eleganz durch den Finney-Klassiker. Bedenkt man außerdem die typisch hochwertige, bewegende und mit Gespür fürs Detail ausgeführte Inszenierung der Neuadaption, so bin ich vollauf mit Suchets Anlauf an den Christie-Poirot-Klassiker schlechthin zufrieden – an diesen Film erinnert man sich lange Zeit.
Hier noch der Link, der glücklich macht:
http://www.pbs.org/wgbh/masterpiece/poirot/index.html
Schön ist, dass man eine völlig andere Herangehensweise spürt als bei dem Kinofilm aus dem Jahr 1974. Während sich dieser auf große Starnamen und den mit dem Zug verbundenen Glanz und Pomp konzentriert, entwickelt die zwangsläufig kleiner budgetierte Fernsehneuverfilmung ein tolles Gespür für den Gerechtigkeitsaspekt der Geschichte. Poirot wird einerseits als gänzlich von den Systemen des staatlichen Rechts überzeugt gezeigt, andererseits als tiefgläubiger Katholik. In beiderlei Hinsicht stellt ihn die Problematik der Auflösung und ihrer Handhabung (bleibt das Verbrechen juristisch ungesühnt?) vor massive Schwierigkeiten.
Indem man eine kurze Vorgeschichte einbaute, die sich größtenteils auf Erwähnungen im Buch zurückführen lässt, gibt man dieser Thematik noch mehr Nährboden und präsentiert eine düstere, aber sehr stimmige Variante des Klassikers. So lässt man gleichsam trotz Suchets superber Leistung der älteren, ganz anders gearteten Verfilmung mit Albert Finney eine Daseinsberechtigung.
Der Mordfall im Orientexpress wird stilecht und klassisch aufgerollt. Er bleibt sehr nahe am Buch, wenngleich man einige wenige Dinge der Einfachheit halber ausließ oder abänderte. So findet Poirots große Enttarnungsrede unter gänzlich anderen Bedingungen statt als in bisherigen Umsetzungen. Der Charakter des Mr. Hardman existiert in der Verfilmung nicht und auch das Ablenkungsmanöver mit dem roten Kimono findet keinen Platz.
Die Befragungen der internationalen Reisenden gestalten sich optisch und atmosphärisch zu kleinen Meisterstücken. Viele der neuen Darsteller hinterlassen gleich beim ersten Sehen einen äußerst markanten Eindruck. So hat man der Rolle der Mary Debenham ein sehr starkes Gewicht verliehen, was die Schauspielerin Jessica Chastain brillant und mit Respekt vor der Buchvorlage umsetzt. Äußerst gut gelungen sind auch die Besetzungen von Mr. Ratchett (Toby Jones hat ein großartiges Gesicht für das fiese Mordopfer!), Mr. Bouc (Serge Hazanavicius), Hector MacQueen (Brian J. Smith), Pierre Michel (Denis Menochet) und Prinzessin Dragomiroff (Eileen Atkins).
Mein einziges Problem mit der Neuverfilmung besteht in der Verkörperung der Mrs. Hubbard durch Barbara Hershey, die die neurotische amerikanische Plappertasche zu keinem Zeitpunkt so überzeugend spielt wie die großartige Lauren Bacall 1974 und dementsprechend die Entdeckung der Mordwaffe in ihrem Gepäck leider arg „versemmelt“.
Trotzdem bleibt ein Gefühl von Enge, von Kälte, von Ratlosigkeit und von der Schwierigkeit der Suche nach der wirklichen Gerechtigkeit. Diese Aspekte kommen dem Buch meinem Empfinden nach sogar noch näher als die Betonung von Chic und Eleganz durch den Finney-Klassiker. Bedenkt man außerdem die typisch hochwertige, bewegende und mit Gespür fürs Detail ausgeführte Inszenierung der Neuadaption, so bin ich vollauf mit Suchets Anlauf an den Christie-Poirot-Klassiker schlechthin zufrieden – an diesen Film erinnert man sich lange Zeit.
Hier noch der Link, der glücklich macht:
http://www.pbs.org/wgbh/masterpiece/poirot/index.html
Re: Orient Express TV
Lieber Gubanov,
ich möchte Dir einen ganz herzlichen Dank aussprechen für Deine detaillierte Schilderung Deiner Eindrücke vom Orient Express-Remake. Das klingt wirklich alles sehr vielversprechend, ebenso wie der Trailer höchste Qualität vermuten lässt - David Suchet at his best! Vielleicht ein Glücksfall, dass diese Poirot-Episode mit ihm so spät realisiert wurde. Beim "Tod auf dem Nil" ist man eher zwiegepalten, was man für die bessere Verfilmung halten soll; beim "Orient Express" nun darf man vermuten, dass die Sache eindeutig zugunsten von Suchet ausfällt.
Mes amis, ich kann es auch kaum erwarten, diesen Poirot zu genießen
ich möchte Dir einen ganz herzlichen Dank aussprechen für Deine detaillierte Schilderung Deiner Eindrücke vom Orient Express-Remake. Das klingt wirklich alles sehr vielversprechend, ebenso wie der Trailer höchste Qualität vermuten lässt - David Suchet at his best! Vielleicht ein Glücksfall, dass diese Poirot-Episode mit ihm so spät realisiert wurde. Beim "Tod auf dem Nil" ist man eher zwiegepalten, was man für die bessere Verfilmung halten soll; beim "Orient Express" nun darf man vermuten, dass die Sache eindeutig zugunsten von Suchet ausfällt.
Mes amis, ich kann es auch kaum erwarten, diesen Poirot zu genießen
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
Re: Orient Express TV
Gubanov, du sprichst mir aus der Seele!
Ich habe den Film mittlerweile schon zweimal gesehen, weil ich ihn einfach phantastisch fand. Außerdem muß man immer wieder auf kleine Details achten.
Poirots Kampf zum Schluß mit sich selbst, ob er jetzt seine eigenen hohen Maßstäbe an die Justiz, Gerechtigkeit, Religion, Moral und Ethik aufgibt, ist wirklich das beste, was Suchet bisher geboten hat. Die Schlußszene mit einem weinenden Poirot geht da schon ganz schön nahe.
Auch die "Versammlung der Verdächtigen" ist völlig anders umgesetzt worden. Es hat schon einen gewissen klaustrophobischen Charakter, wie alle in dem einen Abteil sozusagen eingesperrt sind, das Licht nicht mehr geht und man nur noch Kerzen hat, und selbst kein Wasser mehr läuft.
Außerdem wird es für Poirot selbst ganz schön eng, da man mit ihm ja nur einen einzige Zeugen hätte...Seine Schlußrede ist wirklich klasse, wie er um den hohen Anspruch an das Recht kämpft und eigentlich überhaupt kein Verständnis für Selbstjustiz zeigt.
Die Szenen, in denen Poirots tiefe Gläubigkeit dargestellt wird, sind - gerade auf ImdB - sehr kritisiert worden. Aber spricht er nicht immer wieder von sich selbst als "bon catholic"? Die Szenen gehen vielleicht weiter, als alles andere, was man vorher gesehen hat, aber ich denke, es ist ein Aspekt, um nachher darstellen zu können, daß sich Poirot regelrecht in eine Auseinandersetzung mit Gott flüchtet, was er nun tun soll. Übrigens auch toll dargestellt in seinem Rededuell mit Miss Olson.
Der Finney Film war im Vergleich nun mal Popcorn Hollwood Kino in einem Zug, in dem es an nichts fehlt. Daher gefällt mir die neue Adaption besser, wenn es um die Umsetzung der Realität geht. Wie schon erwähnt, kein Licht mehr, kein Wasser, die Leitungen eingefroren und um sie herum nur meterhohe Schneewehen.
Ich muß gubanov völlig zustimmen, daß ich von Barbara Hershey eigentlich enttäuscht war. Das hat mit der Mrs. Hubbard aus dem Buch gar nichts mehr zu tun. Das man es im Drehbuch geändert hat, daß sie nicht mehr die Initiatorin des ganzen ist, dafür kann man sie schließlich nicht verantwortlich machen, aber da war ihr Lauren Bacall um Längen voraus.
Mich hat am meisten die Rolle der Jessica Chastain und die Darstellerin der Miss Olson beeindruckt. Vielleicht liegt es wohl auch ein bißchen da dran, daß ich nie so recht verstanden habe, warum Ingrid Bergmann dafür einen Oscar bekommen hat.
Jessica Chastain als Mary Debenham war brilliant. Ebenso war Eileen Atkins überzeugender als ihre Vorgängerin und auch "unsere" deutsche Teilnehmerin, Susanne Lothar, war wirklich gut.
Die Männer blieben dagegen - meiner Meinung nach - ein bißchen blaß. Den Darsteller des Monsieur Bouc fand ich etwas übertrieben.
Mir hat leider allerdings ein Satz gefehlt, den ich immer mit diesem Buch verbunden habe. Als Ratchett fragt, warum Poirot seinen Auftrag nicht annimmt, sagt dieser: "Weil mir Ihr Gesicht nicht gefällt." Den hätte ich mir dann doch ganz gern gewünscht. Aber man kann nicht alles haben...
Ich habe vor allen Dingen den Eindruck, daß sich Suchet mit seiner Darstellung des sehr viel düsteren, mit sich selbst kämpfenden Poirot langsam auf "Curtain" vorbereitet.
@Wilfried, ich arbeite dran!!!
Ich habe den Film mittlerweile schon zweimal gesehen, weil ich ihn einfach phantastisch fand. Außerdem muß man immer wieder auf kleine Details achten.
Poirots Kampf zum Schluß mit sich selbst, ob er jetzt seine eigenen hohen Maßstäbe an die Justiz, Gerechtigkeit, Religion, Moral und Ethik aufgibt, ist wirklich das beste, was Suchet bisher geboten hat. Die Schlußszene mit einem weinenden Poirot geht da schon ganz schön nahe.
Auch die "Versammlung der Verdächtigen" ist völlig anders umgesetzt worden. Es hat schon einen gewissen klaustrophobischen Charakter, wie alle in dem einen Abteil sozusagen eingesperrt sind, das Licht nicht mehr geht und man nur noch Kerzen hat, und selbst kein Wasser mehr läuft.
Außerdem wird es für Poirot selbst ganz schön eng, da man mit ihm ja nur einen einzige Zeugen hätte...Seine Schlußrede ist wirklich klasse, wie er um den hohen Anspruch an das Recht kämpft und eigentlich überhaupt kein Verständnis für Selbstjustiz zeigt.
Die Szenen, in denen Poirots tiefe Gläubigkeit dargestellt wird, sind - gerade auf ImdB - sehr kritisiert worden. Aber spricht er nicht immer wieder von sich selbst als "bon catholic"? Die Szenen gehen vielleicht weiter, als alles andere, was man vorher gesehen hat, aber ich denke, es ist ein Aspekt, um nachher darstellen zu können, daß sich Poirot regelrecht in eine Auseinandersetzung mit Gott flüchtet, was er nun tun soll. Übrigens auch toll dargestellt in seinem Rededuell mit Miss Olson.
Der Finney Film war im Vergleich nun mal Popcorn Hollwood Kino in einem Zug, in dem es an nichts fehlt. Daher gefällt mir die neue Adaption besser, wenn es um die Umsetzung der Realität geht. Wie schon erwähnt, kein Licht mehr, kein Wasser, die Leitungen eingefroren und um sie herum nur meterhohe Schneewehen.
Ich muß gubanov völlig zustimmen, daß ich von Barbara Hershey eigentlich enttäuscht war. Das hat mit der Mrs. Hubbard aus dem Buch gar nichts mehr zu tun. Das man es im Drehbuch geändert hat, daß sie nicht mehr die Initiatorin des ganzen ist, dafür kann man sie schließlich nicht verantwortlich machen, aber da war ihr Lauren Bacall um Längen voraus.
Mich hat am meisten die Rolle der Jessica Chastain und die Darstellerin der Miss Olson beeindruckt. Vielleicht liegt es wohl auch ein bißchen da dran, daß ich nie so recht verstanden habe, warum Ingrid Bergmann dafür einen Oscar bekommen hat.
Jessica Chastain als Mary Debenham war brilliant. Ebenso war Eileen Atkins überzeugender als ihre Vorgängerin und auch "unsere" deutsche Teilnehmerin, Susanne Lothar, war wirklich gut.
Die Männer blieben dagegen - meiner Meinung nach - ein bißchen blaß. Den Darsteller des Monsieur Bouc fand ich etwas übertrieben.
Mir hat leider allerdings ein Satz gefehlt, den ich immer mit diesem Buch verbunden habe. Als Ratchett fragt, warum Poirot seinen Auftrag nicht annimmt, sagt dieser: "Weil mir Ihr Gesicht nicht gefällt." Den hätte ich mir dann doch ganz gern gewünscht. Aber man kann nicht alles haben...
Ich habe vor allen Dingen den Eindruck, daß sich Suchet mit seiner Darstellung des sehr viel düsteren, mit sich selbst kämpfenden Poirot langsam auf "Curtain" vorbereitet.
@Wilfried, ich arbeite dran!!!
"I do not approve of murder."
Re: Orient Express TV
Hallo ihr alle,
kann mir einer bitte helfen? Der Link, der uns glücklich macht... Ich kann darüber ja nichts sehen, da PBS das nur für US Viewers ermöglicht. Habt ihr eine Möglichkeit, wie man das umgehen kann? Wenn ich eure Beiträge lese, ist ja das eingetreten, was kaum zu glauben ist: Die Finney Verfilmung wurde getoppt?
Vielen Dank für eine evtl. Hilfe oder einen Hinweis, wo ich was übersehen habe.
kann mir einer bitte helfen? Der Link, der uns glücklich macht... Ich kann darüber ja nichts sehen, da PBS das nur für US Viewers ermöglicht. Habt ihr eine Möglichkeit, wie man das umgehen kann? Wenn ich eure Beiträge lese, ist ja das eingetreten, was kaum zu glauben ist: Die Finney Verfilmung wurde getoppt?
Vielen Dank für eine evtl. Hilfe oder einen Hinweis, wo ich was übersehen habe.
Re: Orient Express TV
Ja, Perseus, die Finney-Verfilmung wurde eindeutig getoppt
Das ist jedenfalls (auch) meine Meinung, nachdem ich gestern mir die Neuverfilmung ansehen konnte
Zunächst einmal ist das Re-Make vor allem erfrischend anders als die Finney-Version und das allein sehe ich schon einmal als großes Plus an. Dies war ja beim Remake von "Tod auf dem Nil" leider nicht der Fall gewesen.
Poirot erscheint sichtbar gealtert und sein Buckel wird immer größer; auch sein Schnurbart - zwar noch makellos schwarz - ist dünner geworden. Gott sei Dank erscheint er wieder etwas schlanker, seine Gardrobe leider wieder durchgehend grau. Wo ist nur der cremefarbene Anzug gebleiben, den er früher in südlichen Gefilden, z.B. auf Rhodos trug? Er wäre zu Beginn in Konstantinopel wohl adäquater gewesen.
Es geht mächtig auf "Curtain" zu, mes amis...
Die ganze Episode glänzt aber ansonsten von der Ausstattung her mit viel Liebe zum Detail und auch, was die Besetzung der anderen Rollen angeht, habe ich quasi nichts zu kritisieren! Das Re-Make zeichnet sich aus durch eine schnelle Bilderfolge, fast dem Lok-Tempo entsprechend; da ist nichts von der Gemächlichkeit wie bei Finney.
Das Thema Gerechtigkeit durchzieht den Film wie ein roter Faden, ferner erleben wir neue Seiten an Poirot, nämlich jene, die ihn als tiefgläubigen Katholiken darstellen. Le bon Dieu - diese Facette an Poirot folgt aber ja durchaus Christies Buchvorlagen.
Bei Finney wurde viel Wert darauf gelegt, genau aufzuklären WIE der Mord geschehen konnte - hier nun tritt diese Frage zurück zugunsten des Leitthemas "Was ist Gerechtigkeit" und "Darf man das Recht in seine Hände nehmen, wenn ein brutaler Kidnapper und Kindesmörder zu gut weggekommen ist bei der Justiz"?
Gut kann man miterleben, wie Poirot's Wertesystem auf eine harte Prüfung gestellt wird und er mit seinen Überzeugungen innerlich kämpft. Die Lösung, die er am Ende findet, wie man den Fall gewissermaßen abschließt, hat mir sehr gut gefallen!
Alors, eine der besten Poirot-Episoden aller Zeiten, so meine ich Mal sehen, wie lange es dauert, bis unsere schlafmützigen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten brauchen werden, um dieses Remake-Juwel zu entdecken und zu synchronisieren. Ich tippe mal optimistisch auf Herbst/Winter 2011, aber vielleicht ist Polyband ja auch schneller als ARD, ZDF, MDR etc.
PS: @Gubanov & Mason: Ich kann euch nur voll und ganz beipflichten, was die Bewertung der Rollenbesetzungen angeht
Das ist jedenfalls (auch) meine Meinung, nachdem ich gestern mir die Neuverfilmung ansehen konnte
Zunächst einmal ist das Re-Make vor allem erfrischend anders als die Finney-Version und das allein sehe ich schon einmal als großes Plus an. Dies war ja beim Remake von "Tod auf dem Nil" leider nicht der Fall gewesen.
Poirot erscheint sichtbar gealtert und sein Buckel wird immer größer; auch sein Schnurbart - zwar noch makellos schwarz - ist dünner geworden. Gott sei Dank erscheint er wieder etwas schlanker, seine Gardrobe leider wieder durchgehend grau. Wo ist nur der cremefarbene Anzug gebleiben, den er früher in südlichen Gefilden, z.B. auf Rhodos trug? Er wäre zu Beginn in Konstantinopel wohl adäquater gewesen.
Es geht mächtig auf "Curtain" zu, mes amis...
Die ganze Episode glänzt aber ansonsten von der Ausstattung her mit viel Liebe zum Detail und auch, was die Besetzung der anderen Rollen angeht, habe ich quasi nichts zu kritisieren! Das Re-Make zeichnet sich aus durch eine schnelle Bilderfolge, fast dem Lok-Tempo entsprechend; da ist nichts von der Gemächlichkeit wie bei Finney.
Das Thema Gerechtigkeit durchzieht den Film wie ein roter Faden, ferner erleben wir neue Seiten an Poirot, nämlich jene, die ihn als tiefgläubigen Katholiken darstellen. Le bon Dieu - diese Facette an Poirot folgt aber ja durchaus Christies Buchvorlagen.
Bei Finney wurde viel Wert darauf gelegt, genau aufzuklären WIE der Mord geschehen konnte - hier nun tritt diese Frage zurück zugunsten des Leitthemas "Was ist Gerechtigkeit" und "Darf man das Recht in seine Hände nehmen, wenn ein brutaler Kidnapper und Kindesmörder zu gut weggekommen ist bei der Justiz"?
Gut kann man miterleben, wie Poirot's Wertesystem auf eine harte Prüfung gestellt wird und er mit seinen Überzeugungen innerlich kämpft. Die Lösung, die er am Ende findet, wie man den Fall gewissermaßen abschließt, hat mir sehr gut gefallen!
Alors, eine der besten Poirot-Episoden aller Zeiten, so meine ich Mal sehen, wie lange es dauert, bis unsere schlafmützigen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten brauchen werden, um dieses Remake-Juwel zu entdecken und zu synchronisieren. Ich tippe mal optimistisch auf Herbst/Winter 2011, aber vielleicht ist Polyband ja auch schneller als ARD, ZDF, MDR etc.
PS: @Gubanov & Mason: Ich kann euch nur voll und ganz beipflichten, was die Bewertung der Rollenbesetzungen angeht
So hat man der Rolle der Mary Debenham ein sehr starkes Gewicht verliehen, was die Schauspielerin Jessica Chastain brillant und mit Respekt vor der Buchvorlage umsetzt. Äußerst gut gelungen sind auch die Besetzungen von Mr. Ratchett (Toby Jones hat ein großartiges Gesicht für das fiese Mordopfer!), Mr. Bouc (Serge Hazanavicius), Hector MacQueen (Brian J. Smith), Pierre Michel (Denis Menochet) und Prinzessin Dragomiroff (Eileen Atkins).
"But yes, my friend, it is of a most pleasing symmetry, do you not find it so?"
- Sephiroth90
- Mega-Schreiber
- Beiträge: 552
- Registriert: 14.03.2007, 14:58
- Wohnort: Bremen
- Kontaktdaten:
Re: Orient Express TV
Das erste was ich gestern Nacht gemacht hab, nachdem ich aus meinem zweiwöchigen Dänemark Aufenthalt gemacht hab, war mir den neuen Poirot zu besorgen
Hab ihn dann heut Mittag endlich gucken können und kann euch nur zustimmen. Der Film war wirklich gut Neben "Five little Pigs" ist Suchets Orientexpress jetzt mein lieblings Poirot und Agatha Christie Film.
Was ich nicht verstehe sind die ganzen schlechten Bewertungen auf imdb.com
Hätten die sich lieber ein einszueins Remake des alten Filmes gewünscht? Dabei wären die doch noch um einiges mehr enttäuscht worden.
Naja ich werd mir den Film jetzt nochmal angucken ^^
Hab ihn dann heut Mittag endlich gucken können und kann euch nur zustimmen. Der Film war wirklich gut Neben "Five little Pigs" ist Suchets Orientexpress jetzt mein lieblings Poirot und Agatha Christie Film.
Was ich nicht verstehe sind die ganzen schlechten Bewertungen auf imdb.com
Hätten die sich lieber ein einszueins Remake des alten Filmes gewünscht? Dabei wären die doch noch um einiges mehr enttäuscht worden.
Naja ich werd mir den Film jetzt nochmal angucken ^^
Don´t forget that walls have ears!
CARELESS TALK COSTS LIVES
CARELESS TALK COSTS LIVES
Re: Orient Express TV
Gestern bekam ich sogar eine Kopie der DVD-Version dieses letzten Films. Ich nehme an, in den USA wird diese schon verkauft? Die DVD-Version ist über 8 Minuten länger als die auf dem amerikanischen Sender gezeigte Fassung. Man kann etwa 30 Sekunden für den Abspann abziehen, aber dann bleiben immer noch siebeneinhalb Minuten, die im Fernsehen gekürzt wurden. War mir auch alles neu.
Ich bekam bisher nur zum Kurz-Reinstöbern, ich hebe mir sowas gerne für kühlere Tage auf, aber scheint schon (wieder) toll gemacht zu sein.
Ich bekam bisher nur zum Kurz-Reinstöbern, ich hebe mir sowas gerne für kühlere Tage auf, aber scheint schon (wieder) toll gemacht zu sein.
Zuletzt geändert von mark am 15.08.2010, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
"Mit diesem Tee könnte man Schiffsplanken streichen!"
Re: Orient Express TV
Heute habe ich ihn nun endlich auch gesehen - Phantastisch.
Eigentlich dachte ich, dass das Remake nur schlechter sein könnte - aber getäuscht: Eine wundervolle Verfilmung. Besonders die Schlussszene. Seh ihn mir gleich nochmal an.
Liebe Grüsse
Anna
Eigentlich dachte ich, dass das Remake nur schlechter sein könnte - aber getäuscht: Eine wundervolle Verfilmung. Besonders die Schlussszene. Seh ihn mir gleich nochmal an.
Liebe Grüsse
Anna
Re: Orient Express TV
Guten Tag zusammen,
seit langer Zeit lese ich bei den Foren mit, und nun habe ich mich doch endlich angemeldet. um Euch meine Erfahrung mit dem neuen "Orient-Express" mitzuteilen. Ich bin schlichtweg begeistert und bin gespannt, ob Ihr diese Eischätzung demnächst teilen werdet.
Verabschiedet Euch von dem heiter-skurrilen Poirot, den Ihr aus den meisten bisherigen Serienfolgen kennt. Verabschiedet Euch von dem glitzernden, schillernden Ambiente, das die Sidney-Lumet-Fassung so glamourös und einzigartig machte. Dieser "Mord im Orient-Express" ist finster und kalt. Es ist eine düstere Geschichte um Schuld und Sühne, um Selbstjustiz und Rache, die das erlaubt, was bislang noch nicht gezeigt wurde: Die Innenwelten der handelnden Personen. Ich spreche nicht nur von den Tätern, deren Panik vor der Tat, deren Furcht vor der Entdeckung und deren Verzweiflung, die sie zur Tat treibt, geradezu physisch spürbar wird, sondern auch die Innenwelt unseres absolut zerrissenen Detektivs, der einen verzweifelten Kampf mit sich und seinem eigenen Gewissen auszufechten hat. Mir ist kalt geworden, während ich den Film angesehen habe. Kalt, weil der Balkan-Schnee alles im Griff hat und kalt, weil ich geradezu schmerzhaftes Mitleid mit den Figuren hatte. Allen voran Hercule Poirot! Freut Euch drauf.
Die Änderungen an der Story sind minimal und zumeist sinnfällig, damit kann man leben. Und die letzten Sekunden des Films ... ich bin sehr gespannt, ob sie Euch genauso rühren wie mich.
Die DVD habe ich übrigens als niederländische Box zusammen mit "The Clocks", "Halloween Party" und "Three Act Tragedy" online bei freerecord.be gekauft. Für lächerliche 19,50€!
seit langer Zeit lese ich bei den Foren mit, und nun habe ich mich doch endlich angemeldet. um Euch meine Erfahrung mit dem neuen "Orient-Express" mitzuteilen. Ich bin schlichtweg begeistert und bin gespannt, ob Ihr diese Eischätzung demnächst teilen werdet.
Verabschiedet Euch von dem heiter-skurrilen Poirot, den Ihr aus den meisten bisherigen Serienfolgen kennt. Verabschiedet Euch von dem glitzernden, schillernden Ambiente, das die Sidney-Lumet-Fassung so glamourös und einzigartig machte. Dieser "Mord im Orient-Express" ist finster und kalt. Es ist eine düstere Geschichte um Schuld und Sühne, um Selbstjustiz und Rache, die das erlaubt, was bislang noch nicht gezeigt wurde: Die Innenwelten der handelnden Personen. Ich spreche nicht nur von den Tätern, deren Panik vor der Tat, deren Furcht vor der Entdeckung und deren Verzweiflung, die sie zur Tat treibt, geradezu physisch spürbar wird, sondern auch die Innenwelt unseres absolut zerrissenen Detektivs, der einen verzweifelten Kampf mit sich und seinem eigenen Gewissen auszufechten hat. Mir ist kalt geworden, während ich den Film angesehen habe. Kalt, weil der Balkan-Schnee alles im Griff hat und kalt, weil ich geradezu schmerzhaftes Mitleid mit den Figuren hatte. Allen voran Hercule Poirot! Freut Euch drauf.
Die Änderungen an der Story sind minimal und zumeist sinnfällig, damit kann man leben. Und die letzten Sekunden des Films ... ich bin sehr gespannt, ob sie Euch genauso rühren wie mich.
Die DVD habe ich übrigens als niederländische Box zusammen mit "The Clocks", "Halloween Party" und "Three Act Tragedy" online bei freerecord.be gekauft. Für lächerliche 19,50€!
Re: Orient Express TV
So nebenbei: Wie lange hat es gedauert von der Bestellung bis zu Deinem Briefkasten? Kommt ja doch aus dem Tintin-Land Belgien
"Mit diesem Tee könnte man Schiffsplanken streichen!"